Orwell: Keeping an Eye on You (Season 1) ist ein Spiel über Kontrolle und Datenschutz. Gesuchte Personen gilt es zu überwachen und zu kontrollieren. Gilt eine Person als potentiell verdächtig, legt man ein Profil dieses Charakters an. Auf fiktiven Webseiten – beispielsweise Blogs, einer Social-Media-Plattform oder einer Dating-Webseite – werden Hinweise gesucht, die eine Person mit Terroranschlägen in Verbindung bringen könnten.
Die Lernenden erleben in diesem Projekt individuell die Auswirkungen eines Überwachungsstaats an vorderster Front. Sie reflektieren das Erlebte im Kontext des Themas Demokratie und Terrorismus. Dabei werden das Abwägen von Handlungen und eine grundsätzliche Reflexion von den Spieler*innen verlangt. Das Spiel verdeutlicht, dass wir nicht einfach willkürlich Entscheidungen treffen können. Gleichzeitig bietet es einen Kontext, in dem moralische Fragen die die Sicherheit der Gesellschaft und des Einzelnen betreffen, aufgeworfen werden. Deshalb bietet das Spiel viele Anknüpfungspunkte an Themen wie Privatsphäre und Künstliche Intelligenz. Natürlich kann hier der Fokus auch auf digitale Sprachassistenten wie Alexa oder Siri gelegt werden.
Credits: PetiteProf79 | Screenshot
Die trainierten Kompetenzen liegen in den Bereichen Medienkompetenz, Informationskompetenz, Lesen (Englisch), Sprechen (Englisch/Deutsch) sowie den 4K.
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Auch wenn es sich eigentlich nur um ein einfaches Point & Click – Spiel handelt, so wird der Spieler bei „Orwell: Keeping an Eye on You (Season 1)“ intellektuell gefordert, indem er Entscheidungen treffen muss, welche Informationen er weitergeben möchte und welche nicht. Insgesamt hängt es stark von der Spielerpersönlichkeit ab, wie sehr man von der Aufgabe mitgerissen wird, einen Schuldigen zu finden und wie laut die moralische Stimme im Kopf ist, die einen bereits zu Beginn skeptisch werden und die Aufgabe an sich hinterfragen lassen könnte.
Da es sich um eine Aufgabe handelt, die im schulischen Kontext gestellt wird, ist es gut möglich, dass die Schüler ganz unkritisch an die Aufgabe herangehen und sehr schnell in einen Sog geraten, in dem sie fast automatisch Informationen ans System übergeben, ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken.
Das Ende des Spiels ist individuell und hängt stark von den getroffenen Entscheidungen ab. So kann es z.B. sein, dass Unschuldige sterben, der Spieler ins Gefängnis muss oder dass er Unschuldige dorthin verbannt. Gewinnen kann man das Spiel eigentlich nicht, da es immer einen bitteren Beigeschmack hinterlässt, vor allem wenn man sich sehr unkritisch sofort mit seiner Agentenrolle identifiziert.
Insgesamt zeichnet dieses Spiel sehr gut nach, was es bedeutet, in einem modernen Überwachungsstaat zu leben und welche Auswirkungen dies haben kann. Gleichzeitig bietet es einen Kontext, bei dem moralische Fragen um die Sicherheit der Gesellschaft und des Einzelnen aufgeworfen werden. Deshalb bietet das Spiel viele Anknüpfpunkte an Themen wie Privatsphäre und Künstliche Intelligenz, natürlich kann
hier der Fokus auch auf digitale Sprachassistenten wie Alexa oder Siri gelegt werden. Außerdem kann man auch noch weiter gehen und sowohl den Roman 1984 mit ins Spiel bringen, als auch unterschiedliche Episoden von Black Mirror, wie z.B. Abgestürzt (Staffel 3), Arkangel (Staffel 4) oder Rachel, Jack and Ashley Too (Staffel 5).Das Spiel gibt es momentan nur auf Englisch. Dies sollte aber ab Klasse 9 kein Problem darstellen und kann ein Anlass für ein fächerübergreifendes Projekt sein. Sucht man für seine Schüler eine wirkliche Herausforderung und hat Zeit, können die Schüler auch
versuchen herauszufinden, welche Aktionen zu verschiedenen Ausgängen führen und eine Anleitung in Form eines Let’s Play-Videos erstellen für jeden dieser Ausgänge. - Hinweise zum Spiel
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Die Erstellung eines Steam-Accounts bedarf persönlicher Informationen. Hier muss bei minderjährigen Schülern eine Erlaubnis der Eltern vorliegen. Hierzu muss erklärt werden, wozu das Spiel dient und welche datenschutzrelevanten Informationen weitergegeben werden.
- Screenshots können z.B. mit dem Snipping-Tool gemacht werden, welches auf jedem Windows-PC installiert ist.
- Screencasts können z.B. mit Recordscreen (Browsertool) erstellen und mit Open Shot oder DaVinci Resolve bearbeitet werden.
- Orwell: Ignorance is Strength (Season 2)
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Anstatt oder nach Season 1 kann man auch die zweite Staffel von Orwell spielen, die noch etwas dunkler ist. Sie kam 2018 in 3 Episoden auf den Markt und ist geprägt von Themen wie Fake News und der Idee der Filterblase, vor der immer wieder gewarnt wird. Der Agent, der zu einer streng geheimen Abteilung des Sicherheitsprogramms Orwell gehört, kann sowohl die Wahrheit ans Licht bringen, als auch mit der Wahrheit spielen und sie verformen. Thematisch geht es um Terrorismus und einer drohenden politischen Krise aufgrund eines Umfelds, in dem Unruhen drohen. Anders als beim Vorgänger gibt es hier einige neue Spielmechanismen, u.a. gibt es Situationen, in denen schnell entschieden werden muss und man hat auf Wunsch mehr Einblick ins Privatleben der Überwachten. Eine mögliche Aufgabenstellung könnte sein, dass – ähnlich wie bei Fake it to make it – die Schüler bewusst Fake News konstruieren sollen, um Herr über die Lage zu werden.
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Bildquellen
- Orwell (Games im Unterricht): PetiteProf79 | Screenshot
- Orwell: PetiteProf79 | Screenshot