Am vergangenen Donnerstagabend fand wieder einmal einer äußerst interessante Fortbildung im Adobe Connect Raum des LPM Saarbrücken statt – diesmal in englischer Sprache.
Knapp 20 TeilnehmerInnen hatten sich eingefunden, um Rob Lewis‘ Vortrag zum Thema „Teacher Toolkit“ zu lauschen. Rob Lewis arbeitet für das British Council, Großbritanniens interationale Organisation für Bildung und Kultur, und ist u.a. momentan damit betraut, virtuelle Englischkurse und Lernapps zu entwickeln. Vorher war er ca. 4 Jahre lang der Webmaster der Learn English – Webseite des British Council. Doch obwohl er innerhalb der Stukturen des British Council diverse Positionen besetzte und laut eigenen Aussagen besonderes Interesse an der Lehreraus- und -weiterbildung hat, so ist im Laufe seines Vortrags deutlich geworden, dass Rob Lewis vor allem mit ganzem Herzen Lehrer ist. Laut eigenen Aussagen ist das Online-Angebot des British Council für ihn eine Art „virtuelles Zuhause“ für EnglischlehrerInnen aus der ganzen Welt.
Zu Beginn seines Vortrags erklärte Lewis kurz, was er unter dem „Werkzeugkasten für Lehrer“ versteht. Ausgehend von der Idee, dass jeder Handwerker zum Ausüben seines Berufs bestimmte Werkzeuge immer griffbereit hat, habe auch ein Lehrer ein gewisses Repertoire an Lehrwerkzeugen stets bei sich, die er im Unterricht mehr oder minder regelmäßig zum passenden Zeitpunkt einsetze. Dabei wies er ausdrücklich darauf hin, dass dieses Repertoire an Werkzeugen flexibel sein sollte, da die Dinge sich ständig verändern. So hatte man früher z.B. stets Lehrbuch-CDs oder -Kassetten in seiner Schultasche und ein passendes Abspielgerät in Reichweite, heute hingegen tendiert der moderne Lehrer wohl eher dazu, seinen iPod oder sein Tablet und einen Bluetooth-Lautsprecher bei sich zu haben. Außerdem verändert sich je bekanntlich nicht nur die Technik, sondern auch wir lernen tagtäglich durch Erfahrungen, Gesprächen mit KollegInnen oder Fortbildungen dazu und nehmen Dinge die interessant erscheinen in unser Repertoire auf, während wir andere, die sich als unpraktikabel erwiesen haben lieber wieder aus unserem Werkzeugkasten verbannen, zumindest temporär bis sich die Gegebenheiten (Lerngruppe, Ausstattung der Schule usw.) vielleicht ändern. Mit einem Augenzwinkern wurde jedoch auch auf das menschliche Laster der Faulheit verwiesen, das uns hier und da vielleicht auch dazu verleiten könnte, funktionierende Werkzeuge lieber zu Hause zu lassen.
Bevor Lewis dazu überging, seinen eigenen Lehrer-Werkzeugkasten als Beispiel zu präsentieren, verwies er noch kurz auf die Internetangebote des British Council, die eine große Anzahl an Trainingsvideos, Downloads und kurze Videos mit interessanten Tipps und Ideen bieten.
Robs eigener Werkzeugkasten besteht aus folgenden 11 Werkzeugen, die er mitunter in Aktivitäten und Prinzipien unterteilte:
- Tafelarbeit
- Die Arbeit mit der Tafel oder dem Whiteboard steht für Lewis an oberster Stelle. Er teilt das Whiteboard für gewöhnlich in 4 Bereiche auf, die für das Datum, Wiederholungen, Vokabeln und lexikalische Strukturen reserviert sind. Ebenso ist es für ihn wichtig, mindestens zwei verschiedene Stiftfarben zu nutzen, um besonders wichtige Dinge hervorheben zu können.
- Ich selbst unterhalte zugegebenermaßen ein ziemlich ambivalentes Verhältnis mit der sich in jedem Raum befindenden Tafel. Natürlich habe ich während meines Referendariats gelernt, wie wichtig die Tafel für die Ergebnissicherung und im Unterricht auftauchende neue Vokabeln etc. ist und ich bin auch absolut davon überzeugt, dass die Tafelarbeit wichtig ist. Dennoch nutze ich selbst in den letzten zwei Jahren immer weniger die Tafel und weiche lieber auf andere Methoden der Ergebnissicherung aus (Zusammenfassungen durch Schüler oder eigene Zusammenfassungen + Wiederholung vor den Klassenarbeiten), allerdings nicht weil ich zu faul bin, sondern weil ich den Kreidestaub unserer Tafeln sehr unangenehm finde und mich teilweise mit Klassen konfrontiert sehe, in denen das Chaos ausbricht, sobald ich mich zur Tafel umdrehe und die es nicht gewohnt sind, überhaupt etwas abzuschreiben, was dazu führt, dass die Abschreibephase von Dingen, die ich in 2 Minuten im Heft hätte, gut und gerne bis zu 15 Minuten dauern kann.
- Hinsichtlich der Bevorzugung des lexikalischen Ansatzes im Englischunterricht – also dass Beispielsätze mit möglichen Varianten angeschrieben werden – kann ich Rob nur zustimmen, dass dies zur Ausbildung der kommunikativen Fähigkeiten der SchülerInnen weitaus sinnvoller ist als wenn man lediglich Regeln an der Tafel notiert.
- Dass Robs Vorgehensweise jedoch natürlich zumindest dazu führt, dass die SchülerInnen strukturiertes Lernen lernen und nach einem Jahr das Datum beherrschen, ist ein Grund, weshalb ich mir im nächsten Schuljahr sicherlich vornehmen werde, die Tafel wieder häufiger zu verwenden (oder zu versuchen, vermehrt in Beamerräumen unterrichten zu dürfen, wo ich den Computer mit der Projektionsfläche als Tafel einsetzen kann), und sei es nur um den Tafelanschrieb danach zu digitalisieren und meinen SchülerInnen zur Verfügung zu stellen.
- Google
- Zum einen ist Google natürlich eine Suchmaschine, mit der die SchülerInnen lernen müssen umzugehen. Und was wäre hier naheliegender als in Phasen, in denen es um Informationsbeschaffung geht, den SchülerInnen nicht einfach die Informationen zu geben, sondern ihnen exemplarisch zu demonstrieren, wie sie selbst die Informationen im Netz finden können? (zumindest wenn ein Computer mit Beamer verfügbar ist)
- Zum anderen kann Google im Fremdsprachenunterricht (und vielleicht auch im muttersprachlichen Unterricht, da die SchülerInnen ja heutzutage oftmals ihre eigene Muttersprache auch nicht mehr so gut beherrschen, wie dies wünschenswert wäre) dazu dienen, ein Wörterbuch zu ersetzen bzw. Kollokationen (d.h. welche Präposition wird mit welchem Verb verwendet …) zu recherchieren oder zu überprüfen. Natürlich findet man im Netz auch viele grammatikalisch falsche Strukturen, beschränkt man sich jedoch auf Suchergebnisse aus einem englischsprachigen Land, so kann man allein an der Zahl der Suchergebnisse ablesen, welche Struktur vermutlich richtig ist und man kann lexikalisch dazulernen. Des Weiteren hat das Web 2.0, das partizipatorische Internet, auch den Vorteil, dass authentische Sprache zugänglich gemacht wird und damit der Sprachgebrauch in den Fokus rückt, anstatt sich stur an grammatische Regeln zu klammern. Denn wer kennt es nicht, dass ein Schüler mit einem Liedtext auf seinen Lehrer zukommt und fragt, wieso die im Unterricht gelernte grammatische Regel keine Anwendung findet? Da der heutige Fremdsprachenunterricht unter dem Motto „Kommunikation geht vor“ steht, müssen die SchülerInnen – wie dies im Französischen mit der Unterscheidung zwischen der geschriebenen und der gesprochenen Sprache schon lange der Fall ist – diesen Unterschied dank eines modernen Fremdsprachenunterrichts ebenso verinnerlichen wie sie natürlich bestimmte grammatische Grundregeln für schriftliche Aufgaben nach wie vor kennenlernen und beherrschen müssen.
- PowerPoint (Vertiefung: s. PowerPoint for Teachers)
- Rob Lewis präsentierte im Bezug auf PowerPoint eine eher unkonventionelle Verwendung der Software, nämlich um Bilder zu zeigen um die Aufmerksamkeit der SchülerInnen für die nachfolgende Unterrichtssequenz zu bündeln. Dazu nimmt er 10 Fotos, die er in schneller Geschwindigkeit abspielt um die SchülerInnen anschließend zu fragen, an was sie sich erinnern. Das garantiert vermutlich tatsächlich, dass die SchülerInnen sich zu konzentrieren beginnen und bei einem langsameren Durchgang die Gespräche einstellen und sich fokussieren.
- Prinzipiell rate ich meinen SchülerInnen immer davon ab, PowerPoint als Diaprojektor zu verwenden und nur Fotos zu zeigen. Für mich ist PowerPoint vor allem ein Medium, um strukturiert Informationen zu präsentieren oder zu wiederholen (z.B. habe ich für meine Oberstufenklassen die literarischen Schwerpunktthemen als PPT so aufbereitet, dass wir nicht nur damit am Text arbeiten können, sondern auch alle relevanten Ergebnisse zur Wiederholung downloadbar sind).
- Doch auch wenn ich persönlich die Fotos wahrscheinlich eher ohne PowerPoint – also z.B. mit einer Bildpräsentationssoftware oder auch Prezi – zeigen würde, so finde ich die Idee, die Aufmerksamkeit der Schüler auf das Unterrichtsgeschehen zu lenken hervorragend und werde es sicherlich demnächst selbst einmal versuchen, so Ruhe ins Chaos zu bringen. Dabei wäre es natürlich wünschenswert, dass die gezeigten Bilder tatsächlich etwas mit der nachfolgenden Aufgabe zu tun haben und gleichzeitig einen Einstieg (hier eben ‚mit Mehrwert‘) darstellen. Im günstigsten Fall lernen die SchülerInnen, die in einer Welt aufwachsen, die sie im Sekundentakt mit neuen Informationen und Eindrücken bombardiert – ein unschöner Nebeneffekt der neuen Medien – auch wieder, sich überhaupt auf etwas zu konzentrieren.
- Evernote
- Absolut neu war für mich auch die Idee, Evernote anstelle von Karteikarten zum Sprachenlernen einzusetzen. Meine Verwendung von Evernote ist momentan vor allem das Erreichen eines möglichst papierlosen Alltags. Sowohl Mitteilungen der Schulleitung als auch Vertretungen und Entschuldigungen werden abfotografiert und in bestimmte Ordner gepackt, wo sie schnell wieder auffindbar sind. Das Original wird dann entweder (bei wichtigen Dokumenten) in eine Mappe gesteckt oder weggeworfen. Da Evernote ein Cloud-Service ist, habe ich so immer alle wichtigen Dokumenten bei mir und kann von einem beliebigen Computer, sowie von meinem Tablet oder vom Smartphone drauf zugreifen. Dies hat mir erst kürzlich den von mir organisierten Austausch immens erleichtert, da ich nur das Tablet und nicht den dicken Leitzordner mit allen Dokumenten und Reservierungen mitnehmen musste.
- Rob stellte die Idee vor, die Möglichkeit, Fotos und Dokumente zu taggen (also mit Schlagworten zu versehen) zu nutzen, um Wörter (im Idealfall verbunden mit anderen Medien wie einem Foto) in bestimmte Kategorien einzuteilen, was dem Schüler erlaubt, im Laufe eines Jahres einen enormen und relevanten bzw. anwendbaren Wortschatz zu sammeln und zu wiederholen. Dies geht Hand in Hand mit der Idee, wichtige Vokabeln an der Tafel zu sammeln, über Google Zusatzinformationen zum Sprachgebrauch zu beschaffen und auch sprachliche Strukturen und ihre Alternativen unter dem Label „Konversation“ zusammenzufassen. Kann man dann mit seinen SchülerInnen noch einen „Lernvertrag“ abschließen, in dem sie sich dazu verpflichten, jeden Tag nur wenige Minuten diese Lernkartei zu durchblättern, dürfte der sprachliche Fortschritt garantiert sein und ganz nebenbei wird auch noch die Fähigkeit, Informationen zu kategorisieren, trainiert.
- Geschichten
- Geschichten, ob erfunden oder wahr, sind für Rob Lewis der ideale Weg, seine SchülerInnen der englischen Sprache auszusetzen. Dieses „Sprachbad“ von maximal 5 Minuten könnte begleitet werden von passenden Fotos (die per PowerPoint oder vielleicht noch eher Prezi begleitet werden könnten), was widerrum die Konzentrationsfähigkeit der SchülerInnen, eine leider zumindest in meinem Arbeitsumfeld eher vernachlässigte Fähigkeit, trainieren würde. Im Anschluss an die Geschichte gibt es zahlreiche Möglichkeiten, weiter mit der Geschichte zu arbeiten: so kann man z.B. den Text lesen und damit weiterarbeiten, natürlich kann man jedoch auch vor der Erzählphase den SchülerInnen Fragen geben, die sie während dem Zuhören beantworten können. Wenn man die Fragen vorher gut konzipiert, ergibt sich im Idealfall daraus eine kurze Zusammenfassung der Geschichte, d.h. die Antworten erzählen die Geschichte.
- Fotos können übrigens legal z.B. bei eltpics gefunden werden, Geschichten und dazugehöriges Material finden sich auf der Seite BritLit vom British Council. Kreative LehrerInnen können jedoch natürlich auch einfach Geschichten erfinden und die Fotos dazu selbst schießen.
- Wer sich mit einer kreativen und sprachlich einigermaßen versierten Klasse konfrontiert sieht, kann natürlich auch einfach Bilder zeigen und die SchülerInnen dann selbst dazu eine Geschichte erzählen lassen.
- Wiederholung: „the rule of 7“
- Wiederholung ist für Lewis der Schlüssel zum Erfolg im Sprachenlernen. Hier regiert die „Regel 7“: es ist mittlerweile durch wissenschaftliche Studien bewiesen – was sich im Übrigen auch die Werbeindustrie zu Nutzen macht – dass Dinge, die ihren Weg ins Langzeitgedächtnis finden sollen, 7 Mal wiederholt werden müssen, um dort verankert zu werden. Ebenso ist erwiesen, dass man sich nur Informations“cluster“ von maximal 7 Dingen wirklich merken kann.
- Dass Wiederholung der Schlüssel zum Erfolg ist, ist klar – auch wenn meine SchülerInnen das in ihrem Alter noch nicht begriffen haben und nach wie vor die Vokabeln einmal lernen und denken, dass sie sie „können“. Die Idee, sich 7 Dinge zu überlegen, die die SchülerInnen in einer Unterrichtsstunde lernen sollen, halte ich für brilliant und werde einmal austesten, ob dies das Lernverhalten meiner SchülerInnen tatsächlich positiv beeinflussen wird. Ich kann mir hier gut vorstellen, dies in Zusammenhang mit dem Vorsatz, die Tafel mehr zum Einsatz kommen zu lassen, umzusetzen und diese 7 auserkorenen Dinge eventuell auch jede Stunde an der Tafel festzuhalten und / oder alternierend von einem Schüler in irgendeiner Form festhalten zu lassen – vielleicht auf dem Klassenblog oder per Twitter, oder auch über GoogleDocs um diese 7 Informationen dann im Anschluss mit gFlash+ den SchülerInnen der gesamten Klasse als mobile Karteikarten zur Verfügung zu stellen.
- Diktate
- Sehr erfreut war ich auch, dass Rob Lewis meine Auffassung teilt, dass Diktate keineswegs verwerflich, sondern äußerst hilfreich beim Sprachenlernen sein können. Diktate haben in meinem Französischunterricht seit zwei Jahren einen festen Platz, obwohl ich während meines Referendariats stets vor ihrer demotivierenden Wirkung gewarnt wurde. Natürlich liegt mir nichts daran, meine SchülerInnen zu demotivieren, jedoch halte ich es für unbedingt notwendig, dass meine SchülerInnen richtig niederschreiben können, was sie hören – eine Fähigkeit, die besonders im Französischen, bei dem die Aussprache und die Schreibung oft stark divergieren, sehr wichtig ist. Denn wenn man (auch grammatikalisch gesehen) nicht schriftlich korrekt wiedergeben kann, was gesagt wird, dann ist auch das Sinnverständnis nicht gegeben. In den letzten zwei Jahren ist mir dabei aufgefallen, dass es SchülerInnen gibt, die zwar in Französisch allgemein ziemlich schlecht sind, die jedoch nach einigen Schulstunden Training Texte zu einem vertrauten Themenfeld und mit bekannten Vokabeln problemlos und fehlerfrei schreiben können, wohingegen gute SchülerInnen (die oftmals mehr mit Muttersprachlern kommunizieren und dadurch bestimmte Fehler übernehmen, wie sie sich u.a. dank der SMS-Sprache und Chats unter französischen Jugendlichen wie eine Seuche verbreiten) weitaus mehr Fehler machen.
- Im Englischunterricht wäre es denkbar, Teile eines Dialogs transkribieren zu lassen oder auch einfach nur einen Text zum Hörverständnis zu diktieren. Besonderen Fokus legt Rob hier auf zusammenhängendes Sprechen, da sich auch im Englischen Wörter aus zusammenhängenden Texten oft anders anhören als die isolierten Wörter. Dabei gibt es auch die Möglichkeit, eine Schnelldiktat zu machen, bei dem man möglichst schnell spricht. Auch dies dürfte die Aufmerksamkeit (zumindest der ehrgeizigen und willigen SchülerInnen) auf sich ziehen.
- Hierbei blieben natürlich auch Laufdiktate nicht unerwähnt, d.h. es werden Texte im Raum verteilt aufgehängt und die SchülerInnen müssen ohne Blatt zum Text laufen und sich Sätze oder Teilsätze bis zur Rückkehr an ihren Platz, wo sie sie dann aufschreiben, merken. Erneut ein tolles Training der Konzentrationsfähigkeit und eine Möglichkeit, müde Klassen munter zu machen. Neu für mich waren Schreidiktate, bei denen sich zwei Reihen SchülerInnen gegenüber sitzen und ihren Partnern einen Text diktieren müssen, was unvermeidlich dazu führt, dass sie schreien müssen, um gehört zu werden (besonders wenn ihnen ihre Partner nicht direkt gegenüber sitzen, sondern z.B. über Kreuz).
- Im Zusammenhang mit den vorgeschlagenen Schreidiktaten kam mir sponan die Idee, ein Flüsterdiktat mit Hilfe von Mobiltelefonen oder per Skype zu machen. Dies wäre für mich, die sowieso meist in Klassen unterrichtet, in denen die „normale“ Lautstärke bereits an die persönliche Toleranzgrenze heranreicht und deren SchülerInnen es teilweise gar nicht mehr wahrnehmen, wie laut sie tatsächlich reden, die bevorzugte Variante, eine Variante, die nebenbei vielleicht auch noch dafür sorgen würde, dass allgemein die Lautstärke im Klassenzimmer mit der Zeit etwas sinkt und die SchülerInnen wieder lernen, zu flüstern, wenn sie sich etwas Unterrichtsunrelevantes zu erzählen haben 🙂
- Einstiege & Puffer
- Wenn man zum Lehrer ausgebildet wird, dann lernt man zwei Dinge, die man später mitunter gerne wieder vergisst: Die Bedeutung des interessanten Stundeneinstiegs und die Notwendigkeit (besonders in der Lehrprobe) einen Puffer zu haben, sollte der vorgenommene Stundeninhalt vor dem Gong bereits abgehandelt sein. Natürlich haben wir im Allgemeinen immer etwas zur Hand, womit wir unsere SchülerInnen beschäftigen können, und sei es nur die Wiederholung der Vokabeln. Viel nützlicher wären aber natürlich kommunikative und konzentrationsfördernde Aktivitäten, wie zum Beispiel das von Lewis vorgeschlagene „Fortunately – Unfortunately“ – Spiel, bei dem die SchülerInnen der Reihe nach eine Geschichte weitererzählen und abwechselnd die Wörter „fortunately“ und „unfortunately“ am Satzanfang stehen müssen.
- Förderung des Selbstvertrauens
- Dieses Prinzip dürfte selbsterklärend sein und lässt sich mit vielen Aktivitäten verbinden, die dazu führen, dass SchülerInnen sich mehr zutrauen – Lob gehört ebenso sehr dazu wie z.B. die Förderung der Präsentationsfähigkeit und dass SchülerInnen die Möglichkeit eingeräumt wird, über Themen, in denen sie Experten sind, zu sprechen.
- Lieder
- Da die heutige Jugend für gewöhnlich musikbegeistert ist und ein Großteil unserer SchülerInnen in jeder freien Minute ihren iPod oder das Handy zum Musikhören heraus holen, bietet es sich natürlich an, diese Begeisterung für Unterrichtszwecke einzusetzen. Da heutzutage viele Hits aus den Charts auf Englisch gesungen werden, dürfte es kein Problem sein, geeignetes Material zu finden. Dabei ist jedoch daran zu denken, dass auch hier eine gewisse Auswahl getroffen werden muss und nicht jedes Lied, das sich in den Charts befindet, für die Schule und/oder bestimmte Altersgruppen geeignet ist. Man denke nur an beliebte, jedoch nicht selten sehr explizite, obszöne oder sogar zweideutige Texte, die unsere SchülerInnen vor sich hinsingen, ohne jedoch ihren Sinn zu verstehen. Je nach Lehrerpersönlichkeit könnte es hier zu sehr peinlichen Situationen kommen und auch die Eltern könnten auf den Plan gerufen werden. Dennoch sollte man versuchen, mit der Zeit zu gehen und sein Repertoire an verwendbaren (und harmlosen) Liedern regelmäßig erneuern. Dank Youtube & Co kann hier das Hörverstehenserlebnis um das Sehverstehen erweitert werden. Dass die Lieder Ausgangspunkt für kreative Arbeitsaufträge sein können, dürfte sich von selbst verstehen.
- „Erst denken, dann sprechen“
- Das letzte Element in Lewis‘ Werkzeugkasten ist es, den SchülerInnen eine bestimmte Zeit zum Nachdenken zuzugestehen, bevor eine Antwort auf eine Frage erwartet wird. In disziplinierten Klassen dürfte dies auch kein Problem sein, während jedoch in eher unruhigen Klassen die Gefahr besteht, dass die Minute, die fürs Nachdenken reserviert ist lieber für private Tuscheleien benutzt wird und doch „aus dem hohlen Bauch heraus“ geantwortet wird.
Alles in Allem fand ich diese Fortbildung äußerst bereichernd und sie hat mich einmal mehr innehalten und mich über mich, meine leider aufgrund von äußeren Umständen zuweilen verloren gegangene Begeisterung und meine Methoden nachdenken lassen. Robs Begeisterung für den Lehrberuf und seine lockere, manchmal leicht (positiv) verrückte Art erinnerte mich an meinen Mentor aus dem Referendariat, von dem ich gelernt habe, spontan und nicht zu sehr fixiert auf meinen Unterrichtsverlaufsplan (der heute längst nicht mehr existiert :)) zu sein und dank dessen ich ungemein gern mit meinen SchülerInnen experimentiere. So habe ich im letzten Schuljahr alle nur erdenklichen Web 2.0 – Tools eingesetzt, Podcastprojekte gemacht, und dies ohne zu wissen, ob dabei jemals etwas Vernünftiges herauskommen würde – eine Vorgehensweise, die mir vor wenigen Jahren aufgrund der nicht planbaren Herausforderungen, die auf mich zukommen könnten, nie und nimmer in den Sinn gekommen wäre.
Nach dieser Fortbildung ist mir klar geworden, dass mein Werkzeugkasten momentan noch recht unvollständig ausgestattet ist und ich erst dabei bin, ihn langsam zu komplettieren. Momentan führe ich viele Experimente durch, teilweise um für SchülerInnen ansprechende Methoden und nützliche Werkzeuge zu finden, die sie tatsächlich auch in ihren Schulalltag jenseits meiner Unterrichtsstunden integrieren können, nicht zuletzt jedoch auch, weil ich mich selbst im Unterricht nicht langweilen möchte. Ich denke, dass ich die ausgewogene Balance zwischen Innovation, Experimentierfreudigkeit und traditionellem Unterricht inzwischen gefunden habe und dass meine SchülerInnen davon irgendwie – und sei es nur, dass sie Offenheit lernen – profitieren.
Für sehr wichtig erachte ich es jedoch, dass unser ganz persönlicher Werkzeugkasten flexibel sein sollte und dass wir genau abschätzen können sollten, bei welcher Lernergruppe welche Werkzeuge eingesetzt werden können und sollen. Die Veränderung, der wir tagtäglich ausgesetzt sind und die Fähigkeit, sowohl Veränderungen zuzulassen als sie auch selbst zu initiieren ist im Lehrerberuf ein Muss, wenn man den täglich neuen und unvorhersehbaren Herausforderungen, denen man im Umgang mit pubertären SchülerInnen ausgesetzt ist, die Stirn bieten können möchte. Mit anderen Worten, unser Werkzeugkasten ist nie voll, und die Werkzeuge die sich darin befinden, müssen sich immer wieder beweisen um ihren Platz zu behalten. Das wichtigste jedoch ist, dass er existiert und wir uns auf ihn situativ berufen können. Und obwohl wir natürlich die Werkzeugkästen unserer KollegInnen gerne anschauen und uns Ideen dort abschauen können, so sollten wir uns selbst jederzeit treu bleiben. Was beim einen Lehrer absolut natürlich scheint, kann bei einem anderen Lehrer schnell aufgesetzt wirken, wenn das besagte Werkzeug nicht zu seiner Persönlichkeit passt. So habe ich während meiner Ausbildung immer wieder gesehen, wie LehrerInnen bei jüngeren SchülerInnen Handpuppen benutzten und so z.B. Wörter eingeführt haben. Für mich selbst käme dies jedoch nie in Frage, weil mir selbst das Schauspielern nicht liegt und ich somit sicherlich nicht authentisch wirken würde, würde ich mich dazu zwingen, es trotzdem zu versuchen. Die neuen Medien einzusetzen liegt mir jedoch viel mehr, weshalb ich auch meine SchülerInnen des öfteren mit Projekten konfrontiere, die ihnen die neuen Medien und ihre Möglichkeiten näherbringen. Meine Begeisterung wird sicherlich nicht auf all meine SchülerInnen überschwappen, zumal es natürlich immer einen fremdsprachlichen Bezug gibt und die Fremdsprachen nicht zu den Lieblingsfächern eines Großteils meiner SchülerInnen (sehr viele Junge, naturwissenschaftliche Prägung der Schule) gehören. Allerdings ist es ja auch – und vielleicht gerade – diese Vielfältigkeit an Lehrerpersönlichkeiten, mit denen unsere SchülerInnen in ihrer Schulzeit konfrontiert werden und mit denen sie sich arrangieren müssen, die sie zu aufgeschlossenen und gesellschaftsfähigen Menschen werden lässt.
Besonders interessant fand ich übrigens Rob Lewis‘ einleitende Fragen, wer wir im Klassenzimmer sind. Ich würde sagen, dass wir als LehrerInnen viele Funktionen haben und dass wir einige davon besser erfüllen als andere – so haben z.B. SchülerInnen, die einen Mutterersatz in mir suchen schlechte Karten, während es Kolleginnen gibt, die diese Rolle gerne übernehmen. Und auch wenn ich mich oft wie eine Chaosmanagerin fühle und nicht wenige meiner SchülerInnen mich als die „Verrückte“ mit den Projekten ansehen, die viel zu viel verlangt, so hoffe ich doch, dass einige meiner SchülerInnen nicht nur die eine oder andere grammatische Regel von mir lernen, sondern vor allem aufgrund meiner recht unkonventionellen Art, die einher geht mit einer absoluten Begeisterung für die von mir unterrichteten Sprachen und dazugehörigen Kulturen, zu aufgeschlossenen jungen Erwachsenen werden, die trotz allem wissen, dass es Grenzen und Regeln gibt, denen man sich unterwerfen muss, ob man es nun will oder nicht. Allerdings ist mir im Laufe von Rob Lewis‘ Fortbildung einmal mehr klar geworden, wie viel meiner Begeisterung dem Schulalltag und institutionellen und systemimmanenten Zwängen in den letzten Jahren zum Opfer gefallen ist und ich hoffe sehr, dass diese Begeisterung eines Tages wieder zu mir zurückkehrt.
Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen, dass es mir eine große Freude war, Rob Lewis zuzuhören – und dies obwohl ich nicht gerade ein Fan des britischen Englisch bin;). Rob weiß es, seine Begeisterung für seinen Beruf mit anderen Menschen zu teilen und ich bin sicher, dass dies auch auf SchülerInnen zutrifft, die das Glück haben oder hatten, es mit einem kompetenten, aber absolut nicht langweiligen Lehrer zu tun zu haben, dem es sehr am Herzen liegt, dass sie mit Freude lernen.
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