MachinEVO 2013

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Bereits Ende Januar hatte ich kurz über den 5-wöchigen MachinEVO-Workshop in Second Life berichtet, dessen Trailer mehr als vielversprechend wirkte.

Nun, da ich daran teilgenommen habe, möchte ich meinen Lesern die überaus wertvollen Erfahrungen und Erkenntnisse nicht vorenthalten und ihnen bereits vor dem detaillierten Bericht versichern, dass es sich durchaus lohnt, sich mit Second Life und den dort gebotenen Möglichkeiten auseinanderzusetzen, da alles viel einfacher ist, als es zuerst scheint.

Jede Woche wurde begleitet von mehreren moderierten Treffen in Second Life zu verschiedenen Zeiten, wovon eines für die asiatische Zeitzone gedacht (am sehr frühen Sonntagmorgen in Deutschland) war. Zur Vor- und Nachbereitung stand auf der Webseite von MachinEVO (unten jeweils verlinkt) ein thematische Überblick zur Verfügung, sowie pädagogisch wertvolle, konkrete Aktivitäten und Tipps. Ebenso wurde dort nach jeder Session die Aufzeichnung des AdobeConnect-Raums zum Nachhören und -sehen zur Verfügung gestellt.

In der ersten Woche ging es darum, bereits vorhandenen Machinimas anzuschauen und sich mit der Frage zu beschäftigen, wie man diese Kurzfilme im Unterricht einsetzen kann. Die Videos können hier angeschaut werden.

In der zweiten Woche gab es eine Einführung ins Thema „Rollenspiel“ und es wurde besprochen, wie eine angemessene Geschichte für ein Sprachlernmachinima zu schreiben ist. In dieser Woche begannen sich auch die insgesamt 8 Gruppen zu bilden.

Beim Thema „Rollenspiel“ wurde besonders viel Wert auf die praktische Komponente gelegt, d.h. es wurde erklärt, wie der Avatar Gefühlregungen an den Tag legen kann, wie Gesten und Animationen (z.B. lachen, springen, winken, töten…) verwendet werden und wie man die richtige Location für den Filmdreh findet.

Rollenspiel-Unterricht mit Doris Molero (Pionia Destiny)

Drehbuchschreiben, Visualisierung des entworfenen Konzepts und Drehortsuche mit Barbara McQueen (Barbara Novelli)

Die Verwendung von SL Holodecks mit Dr. Randall Sadler (Randall Renoir)

Ebenso gab es ein Special Event, ein Treffen mit Draxtor Despres und Flufee. Draxtor ist ein bekannter Machinimatographer, der mit Pooky Amsterdam die Serie um Flufee erschaffen hat und Flufee ist ihr Hauptdarsteller.

Draxtor und Flufee zu Gast bei MachinEVO 2013

In der dritten Woche war das Hauptthema, wie man in Second Life filmt und wie man die Filme dann bearbeiten kann. Es handelte sich um einen Hands-on Workshop, bei dem zuerst Grundkenntnisse vermittelt wurden, die dann gleich im Anschluss an verschiedenen Orten in SL umgesetzt werden konnten. Dabei wurde vor allem mit der Methode gearbeitet, aus Fotos eine Slideshow mit Musik oder Narration zu kreieren.

Barbara McQueen (Barbara Novelli) erklärt die Erstellung eines Machinimas aus Standbildern 

Barbara McQueen (Barbara Novelli) erklärt die Erstellung eines Machinimas aus Filmmaterial

Grundkurs Filmen und Schneiden mit Jens Kjaer Olsen (Jens Nerido)

Grundkurs Filmen und Schneiden 2 mit Barbara McQueen und Jens Kjaer Olsen (Barbara Novelli und Jens Nerido)

Des Weiteren gab es ein erneutes Special Event, nämlich ein In-World-Screening des Dokumentarfilms „My Avatar and Me“ von Bente Milton.

Der Trailer des Films

Die Filmemacher Rob Gould, Mikkel Stolt & Kean Kelly sprechen über die Zusammenarbeit mit Bente Milton

Die vierte Woche brachte eine Vertiefung der bereits erlernten Filmtechniken mit sich und die Kursteilnehmer lernten, wie sie Filmsequenzen in Second Life aufnehmen und schneiden können.

Fortgeschrittenenkurs „Filmen und Filmbearbeitung“ mit Barbara McQueen (Barbara Novelli)

Interview mit JayJay Jegathesan (JayJay Zifanwe, Universität von Westaustralien), der den Machinimawettbewerb der University of Western Australia ins Leben gerufen hat

Schließlich ging es in der fünften Woche darum, dem produzierten Film den Feinschliff zu verpassen und ihn ins Internet hochzuladen.

Der Special Event der Woche war ein Treffen mit Natascha Randt und Karima Hoisan, den Zweitplatzierten des Machinima-Wettbewerbs der University of Western Australia des Jahres 2012.

Das preisgekrönte Machinima „Seek Wisdom“

Am Ende der fünften Woche gab es ein Film Festival bei dem alle produzierten Filme gemeinsam angeschaut und diskutiert wurden. Anschließend wurde bis in die späte Nacht hinein getanzt.

Den Abschluss des Workshops bildete das am selben Tag wie die Oscar-Verleihung stattfindende MachinEVO Film Festival 2013, bei dem die von der 12-köpfigen Jury ausgewählten Machinimas in verschiedenen Kategorien mit einem MachinEVO-Award ausgezeichnet wurden.

Zu den Preisträgern gehörten folgende Machinimas (weitere sind hier zu finden):

„Why Second Life?“ von Christel Schneider (Letty Pienaar)

„Dog Idioms“ von Carol Rainbow

„Pat und Otti“ von Heike Philp (Gwen Gwasi) und Micha Hajtos

„Te Toca“ von Lira, Xarliez, & Aurie

Dieses Machinima ist meine eigene Dokumentation des Events:

Und hier noch ein Eindruck von der Aftershow-Party mit Livemusik aus Berlin:

Während des Film Festivals, bei dem einige Gäste sogar standesgemäß mit der Limousine am roten Teppich vorfuhren, präsentierte Christel Schneider (Letty Pienaar) als kleine Überraschung ihr Machinima mit dem Titel „MachinEVO Moderator Award“, welches ihr überaus gut gelungen ist.

Insgesamt betrachtet war dieser Workshop auch wenn ich nicht an allen Veranstaltungen live teilnehmen konnte ein großer Gewinn für mich. Ich habe nicht nur einen Schatz an nützlichen Techniken und Hilfsmitteln mitgenommen, sondern ich habe vor allem eine nicht unbeachtliche Anzahl von sehr herzlichen und hilfsbereiten Menschen auf der ganzen Welt kennengelernt, die meine Interessen teilen. Dazu zählen u.a. – aber nicht nur – das großartige Moderatorenteam bestehend aus Heike Philp (Gwen Gwasi, Deutschland/Belgien), die ich schon von vorherigen Veranstaltungen kannte und die ich im Laufe des Workshops noch mehr für ihr Wissen, aber auch ihr ansteckendes Lachen zu schätzen gelernt habe, Dr. Randall Sadler (USA), Carol Rainbow (Großbritannien), Dennis Newson (Osna Nesterhov, Großbritannien), Dr. Doris Molero (Pionia Destiny, Venezuela), Marisa Constantinidis (Griechenland), Barbara McQueen (Barbara Novelli, USA), Shelwyn Corrigan (Wynshel Heir, USA) und Jens Kjaer Olsen (Jens Nerido, Dänemark). Besonders hilfreich waren auch die informellen Treffen, bei denen die erfahrenen SL-Bürger den noch Unerfahreneren (zu denen auch ich gehöre) mit Rat und Tat zur Seite standen, auch gerne mit Hilfe von Screensharing.

Der Workshop hat es mir erlaubt, meinen Avatar „Coco LeBlanc“ besser steuern zu können (und mehrfach neu einzukleiden;)) und ihr Mimik und Gestik zu verleihen. Ebenfalls habe ich einen ersten zaghaften Versuch gemacht, ein Machinima zu drehen, welches nicht nur zu meinem Erstaunen und zu meiner großen Freude mit einem „Honorable Mentions Award“ ausgezeichnet wurde, sondern bei dem ich mich auch zum ersten Mal traute, Coco eine Stimme zu verleihen.

„Un autre monde“ von mir (Coco LeBlanc) & Christophe Jaeglin (Kriss Redenblack)

Abgesehen von den Machinimas habe ich mich vor allem per Textchat mit den anderen Teilnehmern und den Moderatoren unterhalten, da ich momentan nicht ideal ausgerüstet bin und daher Abstriche machen musste.

Das Machinima, in welchem Coco LeBlanc ein gerade laufendes deutsch-französisches Projekt einläutet, an dem mein geschätzer Kollege Chris Jaeglin und ich zur Zeit mit zwei unserer Klassen arbeiten, wird sicherlich nicht das letzte sein. Vielmehr stellt es ein erstes in einer Reihe von Machinimas dar, die wir planen, unseren Schülern zu präsentieren, um das Projekt einer „globalen Simulation“ authentischer zu gestalten und zugleich ihr Hörverstehen zu trainieren, da Coco und Chris‘ Avatar „Kriss Redenblack“ die Arbeitsanweisungen abwechselnd auf Deutsch und auf Französisch geben werden. Allerdings habe ich auch durch die mitreißende Atmosphäre des Workshops bereits Blut geleckt und könnte mir gut vorstellen, unseren Schülern für ihre zu produzierenden Dialoge Beispielszenarien in Form von Machinimas mit auf den Weg zu geben. Schön wäre es natürlich, die Schüler selbst in Second Life agieren zu lassen, jedoch ist dies aufgrund von unzureichender Ausstattung unserer Schulen unmöglich. Darüberhinaus plane ich jedoch auch für die nahe Zukunft, Machinimas zu drehen, die meinen Schülern Grammatik vermitteln können und ich würde mich auch sehr gerne einer Fortbildung unterziehen, die mir Grundkenntnisse darin vermittelt, in virtuellen Welten zu unterrichten. Ich hoffe, dass ich mit der Praxis auch die noch fehlenden Fertigkeiten wie Objekte bauen langsam erlernen werde und mich eines Tages in der virtuellen Welt ebenso souverän bewegen und dort agieren kann, wie mir dies in der realen Welt bereits meistens gelingt.

Für mich sind die Potenziale der Arbeit mit virtuellen Welten im Fremdsprachenunterricht enorm und es wäre überaus wünschenswert, dass auch Kollegen dies begreifen und sich einmal näher mit diesen virtuellen Welten beschäftigen, bevor sie diejenigen, die dort bereits unterwegs sind mit einer (abfälligen) Handbewegung als „Freaks“ abstempeln oder ihnen vielleicht sogar unterstellen, ihre Zeit zu verschwenden oder, noch schlimmer, der Jugend ein schlechtes Vorbild zu sein, da sie sie zum gefährlichen Umgang mit Computerspielen und Co animieren.

Einige (positive) Meinungen zu diesem Thema hat Lynne Hand in Interviews festgehalten:

„Open Learning“ von Lynne Hand

Ich freue mich bereits jetzt auf MachinEVO 2014 und ein Wiedersehen mit vielen neuen virtuellen Bekannten, mit denen ich hoffentlich in Zukunft an Projekten zusammenarbeiten werden kann und von denen ich den Einen oder Anderen vielleicht auch im wirklichen Leben einmal treffen werde.

Ein Blick auf die Facebook-Gruppenseite von MachinEVO lohnt sich übrigens auch. Dort gibt es weitere interessante Posts.

 

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