Heute gab es beim Projekt Virtuelle PH aus Österreich wieder eine interessante eLecture von Angelika Güttl-Strahlhofer, diesmal zum Thema „Der Gläserne Mensch – Gedanken zur Datensicherheit“.
Frau Güttl-Strahlhofer stellt eindrucksvoll und mit Hilfe von im Internet verfügbaren Ressourcen dar, wie gläsern wir in der heutigen Zeit eigentlich sind. Sie begann mit einer interaktiven Grafik (Flash) vom Medienportal der Siemens-Stiftung, welche ich zwar aufgrund der Nutzungsbedingungen nicht in diesem Blog zeigen darf, die jedoch für LehrerInnen nach Anmeldung für die Nutzung im Unterricht zur Verfügung steht. Diese Grafik zeigt sehr anschaulich, wie viele Daten von uns als Reisende, Mobilfunkteilnehmer, Arbeitnehmer, Kunden, Internetuser, Verkehrsteilnehmer und Patienten (Beispiel aus Österreich: die elektronische Gesundheitsakte ELGA) gespeichert werden.
Hier sticht besonders die Verwendung der Daten heraus, die über uns als Internetuser – die Datenspuren im Internet hinterlassen – im Rahmen von zielgerichtetem Marketing z.B. bei Gmail und Facebook verwendet werden. Hier kann man jedoch einwenden, dass wir dieses Risiko mehr oder minder freiwillig mit der alltäglichen Nutzung des Internets eingehen. Die europaweite 6-monatige Vorratsdatenspeicherung unserer IP-Adressen (leicht zurückverfolgbar: utrace), der Empfänger unserer Emails, der Telefonnummern, welche wir anrufen und unseres Standorts durch Mobiltelefone – und dies ohne jeglichen Verdachtsmoment – ist schon kritischer zu sehen. Ebenso dürfen ab 7.12.2012 die sogenannten Körperscanner (auch unter dem Namen „Nacktscanner“ bekannt) eingesetzt werden, ein Recht, von dem die Niederlande und Großbritannien Gebrauch machen wollen.
Das Problem besteht jedoch im Prinzip nicht in der Sammlung bestimmter Daten, die isoliert keinerlei Rückschlüsse auf unsere Person zulassen, sondern Achtung ist geboten, wenn diese Daten korreliert werden und so nach und nach ein immer detaillierteres Bild unserer Person entstehen kann. Aus diesem Grund sind jegliche personenbezogenen Daten, also Daten, die solche Rückschlüsse zulassen, per Gesetz geschützt und vor der Speicherung oder der Weitergabe von sensiblen Daten müssen wir selbst uns mit ihrer Speicherung einverstanden erklären. Was wir selbst freigegeben haben, darf uneingeschränkt weiterverwendet werden, was das große Gefahrenpotenzial von sozialen Netzwerken wie Facebook, SchülerVZ, etc. erklärt: wer leichtsinnig mit seinen Daten umgeht und mehr preisgibt als unbedingt nötig, der riskiert, dass seine Daten ohne sein Wissen für verschiedene Zwecke gebraucht (oder missbraucht!) werden. Obwohl wir zwar ein Recht darauf haben, Einsicht in die gespeicherten Daten und deren Verwendung zu nehmen, ändert dies nicht mehr viel daran, wenn sie einmal im Umlauf sind.
Genau aus diesen Gründen ist es unsere Aufgabe als LehrerInnen, unsere SchülerInnen zum verantwortungsbewussten Umgang mit ihren (und fremden!) Daten zu erziehen. Wir schützen unsere SchülerInnen jedoch nicht, indem wir die Nutzung des Internets aus unserem Unterricht ausklammern, sondern gerade durch seine Nutzung unter Anleitung und durch fortwährende Aufklärung darüber, wo Gefahren lauern und indem wir sie auf dem Laufenden halten, wenn z.B. Facebook seine Privatsphäreeinstellungen mal wieder ändert. Ich persönlich habe auch keine „Skrupel“ hin und wieder auf Facebook die Profile meiner SchülerInnen zu sichten, um sie auf mögliche Sicherheitslücken hinzuweisen, sie vor allzu großer „Freizügigkeit“ in Bild und Schrift zu warnen bzw. sie im Hinblick auf die Tatsache, wer ihre Pinnwand sehen kann, zu sensibilisieren. Dies bedeutet zwar hin und wieder, dass ein paar Minuten meines Unterrichts „geopfert werden“, dieses Opfer ist mir die Sicherheit meiner SchülerInnen jedoch allemal wert!
Interessante Links und Materialien der eLecture waren
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„Unter Beobachtung“ – ein Online-Comic über die Gefahren der Daten, die über uns gesammelt werden
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Die schöne neue Welt der Überwachung – ein „Führung“ durch einen Tag in Pauls Leben, welche nur möglich ist, weil Paul rund um die Uhr Daten über sich preisgibt
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Sign Project zur Prävention von Gewalt gegen Jugendliche und Kinder – hier wurde eindrucksvoll belegt, wie viel man über ein einfaches User-Profil von Jugendlichen alles über sie herausbekommen kann (angefangen von ihrer Schule, über den Wohnort, bis hin zu Freunden und möglichen Aufenthaltsorte zu bestimmten Zeiten)
Die Aufzeichnung der eLecture befindet sich falls die Zustimmung aller TeilnehmerInnen vorliegt im eLectures Archiv (Datum: 01/12/2011).
Bildquellen
- Webinare: Unsplash | Unsplash