Basierend auf einem Konzept von Etienne Wenger, handelt es sich bei Communities of Practice um gemeinsames Lernen im Rahmen einer Gruppe, zu der man ein Zugehörigkeitsgefühl entwickelt. Diese Zusammenarbeit ist motiviert durch den Wunsch, seine Kenntnisse auf einem bestimmten Fachgebiet zu verbessern, indem man von Anderen lernt, jedoch auch selbst seine Kenntnisse aktiv mit einbringt.
Die drei Eckpunkte einer Community of Practice sind die Gemeinschaft, die Domäne und die Praxis. Die gemeinsame Identität entwickelt sich langsam, nachdem man die Domäne (das gemeinsame Thema) definiert hat und aktiv praktisch daran arbeitet, indem man bestimmte Werkzeuge, Unterlagen usw. einsetzt. So kommt es zum gemeinsamen Handeln aller Mitglieder der Community of Practice.
Was die Mitglieder der Community of Practice angeht, so ist ihre Position außerhalb der Gemeinschaft zweitrangig, vielmehr kommt es auf ihr Wissen an. D.h. Communities of Practice können auch hierarchieübergreifend agieren.
Es gibt fünf Entwicklungsphasen einer Community of Practice: In der Entstehungsphase wird die Domäne definiert und es werden Vereinbarungen getroffen. In der anschließenden Findungsphase werden die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen, um zusammenarbeiten zu können. In der Reifungsphase werden Rollen verteilt und es werden neue Mitglieder „geworben“ bzw. aufgenommen. Die Kompetenzausübungsphase besteht darin, dass Lösungen für gemeinsame Probleme gefunden werden und Kontakte nach Außen (z.B. zu Experten) geknüpft werden. Bei der letzten Phase handelt es sich schließlich um die Transformationsphase, in der das „Erbe“ der Community of Practice gesichert wird und eventuell eine losere Form der weiteren Zusammenarbeit gefunden werden kann. Somit können Communities of Practice zwar zeitlich unbegrenzt sein, da sich die meisten jedoch mit einem sehr konkreten Thema befassen, für welches eine Lösung gefunden werden soll und im Allgemeinen wird, bestehen sie entweder in der loseren Form weiter oder werden aufgelöst. Dies heißt jedoch nicht, dass die einzelnen Mitglieder sich nicht in neuen Communities of Practice formieren können.
Da auch Communities of Practice eine gewisse Struktur haben sollten, gibt es meist eine Kerngruppe, zu der von Zeit zu Zeit Experten oder Gäste hinzustoßen, sowie Teilnehmer, die nur gelegentlich mit von der Partie sind. Bei der Interaktion der virtuell oder reell Anwesenden handelt es sich im Allgemeinen um einen Erfahrungsaustausch, Wissen aus der Praxis wird im Anschluss an die Treffen in die Praxis einfließen. Im Laufe der Zeit verbessert die Organisation für gewöhnlich ihre Performanz, da es sich um eine lernende Organisation handelt.
Im Unterschied zu einem Netzwerk ist eine Community of Practice „lebendig“, d.h. sie geht über den reinen Informationaustausch hinaus und „lebt“ durch gemeinsame Reflexion. Im Prinzip existieren Communities of Practice bereits seit es Menschen gibt, da seit jeher Menschen zur konkreten Problemlösung zusammenarbeiten und ihre eigenen Erfahrungen dabei einbringen. Gelegentlich wird die Community of Practice auch mit einer (gut funktionierenden) Ehe verglichen.
Probleme tauchen auch, wenn es keine kompetente Moderation innerhalb der Community of Practice gibt oder wenn die Selbststeuerung nicht funktioniert. Ebenfalls kann eine Community of Practice nur funktionieren, wenn es sich um eine wirkliche Kooperation, d.h. um die aktive Mitarbeit ALLER Mitglieder, handelt. Natürlich gibt es passivere und aktivere Mitglieder, jedoch muss innerhalb der Gemeinschaft eindeutig festgelegt werden, ob passive Beobachter toleriert werden sollen oder nicht.
Beispiele für Communities of Practice sind z.B. das Comenius-Projekt „Wishes and Visions“ und „Schule vernetzt Österreich“. „Schule vernetzt Österreich“ ist eine österreichische eLearning-Initiative. Beim Comenius-Projekt „Wishes and Visions“ erstellten 12- bis 14-jährige „Architekten“ auf einer Moodle-Plattform eine 3D-Welt, indem sie mit Studenten zusammenarbeiteten, die ihnen bei der praktischen Umsetzung ihrer Ideen halfen.
So sieht z.B. das Museum „WaV in Active Worlds“ aus:
und hier sind Auszüge aus der Bibliothek „Our Grandparents“ zu finden.
Die Vorteile der Community of Practice liegen auf der Hand: treffen sich intrinsisch motivierte Gleichgesinnte freiwillig um aktiv zusammen zu arbeiten, so kommt es im Gegensatz zu z.B. Arbeitsgruppen zu dem Perspektivenwechsel, der notwendig ist, um Probleme in den Griff zu bekommen und seine eigenen Kompetenzen weiterzuentwickeln.
Die Aufzeichnung der eLecture befindet sich falls die Zustimmung aller TeilnehmerInnen vorliegt im eLectures Archiv (Datum: 23/11/2011).
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