Durch Zufall stieß ich Anfang des Jahres auf den Blog von Herrn Wagner und seine Ankündigung von Cyber-Langues 2011. Ich habe seit einigen Jahren großes Interesse an der Verwendung der neuen Medien im Fremdsprachenunterricht und benutze seit mittlerweile drei Jahren Weblogs und eine eigene Internetseite für meine SchülerInnen, habe jedoch bisher Fortbildungen in diesem Bereich in meinem regionalen Umfeld vermisst. Umso mehr war ich natürlich sofort Feuer und Flamme und meldete mich zur Teilnahme an Cyber-Langues an.
Im August 2011 fuhr ich also nach Frankreich, um mich drei Tage lang von KollegInnen und ExpertInnen auf dem Gebiet der neuen Medien inspirieren zu lassen. Meine Erwartungen – soviel schon zu Beginn – wurden bei Weitem übertroffen.
Besonders vorteilhaft fand ich die Tatsache, dass die ReferentInnen nicht nur theoretische Kenntnisse vermittelten, sondern basierend auf ihren eigenen Erfahrungen anschauliche und mitreißende Vorträge bzw. Seminare mit praktischer Phase darboten. Somit wurde die Verwendbarkeit der vorgestellten Werkzeuge und Internetdienste unmittelbar klar. Genau diese Dimension hatte ich bei bisherigen Fortbildungen vermisst, und obwohl ich mich stets bemüht hatte, mich auf dem Laufenden zu halten, so war dies ob der immer größer werdenden Ausmaße des Internets und im Rahmen eines vollen Deputats so gut wie unmöglich. Entweder ich hinkte den Neuheiten einige Wochen hinterher und sie waren schon fast wieder überholt, oder ich scheiterte am Versuch unmittelbar verwendbare und meinen Ansprüchen zugleich gerecht werdende Dienste und Seiten zu finden. Cyber-Langues hingegen bot mir innerhalb relativ kurzer Zeit die Möglichkeit, eine übersichtliche, aber dennoch große Menge im schulischen Bereich erprobter Dienste mit relativ konkreten Einsatzmöglichkeiten kennenzulernen.
Besonders ansprechend fand ich die Vorträge von Romain Janvier zum pädagogisch wertvollen Einsatz von Computerspielen, Elisabeth Buffard zu Twitter und – in Anbetracht eines kommenden Austauschs mit einem Collège in Paris – der Beitrag von Anne Jardin zu Tele-Tandem.
Der Gedanke, meine oftmals geradezu spielverrückten SchülerInnen zu ermuntern, weitere Computerspiele auszuprobieren, war mir bisher ebenso fremd wie die Idee, Twitter im schulischen Rahmen zu verwenden oder einen Austausch in ein größeres Projekt einzubinden, welches meinen SchülerInnen nicht nur ermöglicht, zwei Wochen mit einem französischen Austauschpartner zu verbringen, verbunden mit der Hoffnung, dass sich bei dem einen oder anderen Austauschpaar eine Freundschaft entwickeln wird, sondern sie auch vor, zwischen und nach den gemeinsam verbrachten Momenten zur Erarbeitung eines konkreten Endprodukts zu Videokonferenzen zu animieren. Dies dürfte einen weitaus größeren und länger anhaltenden pädagogischen Wert haben und die SchülerInnen zugleich durch reelle Kommunikation und Interaktion mit PartnerInnen jenseits des Rheins praktisch erfahren lassen, wozu sie Französisch lernen.
Besonders bei der pädagogischen Nutzung von Spielen und Twitter im modernen Fremdsprachenunterricht handelt es sich meiner Meinung nach um innovative Ideen, die es uns ermöglichen, SchülerInnen zum kreativen Umgang mit den neuen Medien zu bewegen. Dabei erlernen sie ganz nebenbei nicht nur fachliche Inhalte, sondern auch den Umgang mit dem Werkzeug „Internet“ an sich. Somit eignen sie sich durch ihren schulisch motivierten Umgang mit den neuen Medien die heute immer wichtiger werdenden Medienkompetenzen an, die von ihnen im späteren Berufsleben vermutlich verlangt werden und dies ohne dass sie diesen Lernprozess bewusst wahrnehmen. Zugleich entwickeln sie so (hoffentlich) eine andere Art des Umgangs mit den neuen Medien, die für sie bisher nur in der Freizeit eine Rolle spielten.
Darüber hinaus lernte auch ich dank Cyber-Langues neue Dimensionen des Internets kennen. So war ich wohl bei Twitter angemeldet, nutzte mein Konto jedoch nicht, da mir der Sinn bisher verborgen geblieben war, schien mir das ganze Konzept doch recht unübersichtlich und eher dem persönlichen Ausdruck von spontanen Ideen verschrieben. Durch die nähere Beschäftigung mit Twitter stellte ich jedoch fest, wie nützliche dieses Medium, richtig eingesetzt, sein kann – nicht nur für meine SchülerInnen, sondern auch für mich als Lehrerin. Seit meiner Teilnahme an Cyber-Langues, also innerhalb der letzten drei Wochen, habe ich so ohne großen Aufwand für mich etliche nützliche Seiten und Anwendungen kennengelernt (von denen ich die eine oder andere auch meinen SchülerInnen weiterempfehlen werde).
Neben der fachlichen Dimension von Cyber-Langues habe ich jedoch auch die Interaktion mit gleichgesinnten SprachlehrerInnen sehr genossen und konnte einige wertvolle Bekanntschaften machen. Mir war bisher nicht bewusst, dass ich mit meinem Interesse am Einsatz der neuen Medien im Unterricht und meiner Auffassung eines neuen Verhältnisses zwischen LehrerInnen und SchülerInnen nicht allein dastehe, sondern mich offenbar lediglich in den falschen Kreisen bewegte und die Suche nach Gleichgesinnten schlichtweg einer Ausdehnung des Suchradius bedurfte. Nicht zuletzt lernte ich durch Cyber-Langues auch Herrn Jürgen Wagner kennen, dessen Engagement auf dem Gebiet der neuen Medien im Bezug auf den schulischen Fremdsprachenunterricht in Deutschland ich nur bewundern kann.
Nach meiner Rückkehr aus Frankreich habe ich mich sogleich mit der Umsetzung einiger besonders interessanter und zugleich in meinem eingeschränkten Rahmen praktikablen Ideen auseinandergesetzt und beschlossen, neben der ursprünglich schon vorgesehenen Gründung einer Facebook-Gruppe für meine Klassen, auch meine schulische Website einem „Facelift“ zu unterziehen. So entschied ich mich für die Einbindung eines virtuellen Tagebuchs in die Seite und erweiterte meine Projektanforderungen – die bisher lediglich aus Weblogs bestanden – um den Bereich Twitter bzw. ersetzte die bisher anzufertigenden Weblogs in der Oberstufe komplett durch Twitterbeiträge. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die Umsetzung meiner neu erworbenen Kenntnisse im Bereich der neuen Medien im ersten Anlauf bereits erfolgreich sein wird, oder ob im Sinne eines möglichst ergiebigen Einsatzes noch weitere Änderungen notwendig sein werden. Außerdem wird sich im Laufe der nächsten Wochen ebenfalls herausstellen, ob die Eltern meiner SchülerInnen bereit sind, sich (wieder einmal) auf meine Experimentierfreudigkeit ohne große Diskussionen einzulassen, oder ob ich mich nach wie vor für meinen methodischen Einsatz der neuen Medien ganz im Sinne des Bildungsplans rechtfertigen werden muss. Ebenso bleibt abzuwarten, ob ich die technische Dimension und den Willen meiner SchülerInnen, sich auf meine unkonventionellen Unterrichtsmethoden einzulassen, eventuell überschätzt habe.
Auf jeden Fall steht für mich jetzt schon fest, dass ich – sofern möglich – an Cyber-Langues 2012 in Aix-en-Provence teilnehmen werde, um wieder neue Impulse zu bekommen.
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